Wahl2014-Portrait: Stefan Böhm

StefanBoehm2Stefan Böhm, Sonderschullehrer, 61 Jahre, verh., 2 Kinder

Geboren bin ich in Waldkirch im tiefsten Elztal, wo ich ein bisschen Narretei mit der Muttermilchaufgesogen habe; aufgewachsen in Freiburg-Littenweiler, wo der aus Offenburg stammende Stadtpfarrer Kurt Habich bei unseren Pfadfinderparties auf Sittlichkeit achtete.

Ich bin Sonderschullehrer an der Waldbachschule in Offenburg. Da ich nach meinem Studium wegen kommunistischer Betätigung zunächst Berufsverbot erhalten hatte, habe ich als Hilfsarbeiter z.B. bei Burda gearbeitet, wo ich 1977 wegen revolutionärer Agitation auch bald wieder rausgeflogen bin. Ich habe auch noch Werkzeugmacher gelernt und war einige Zeit in diesem Beruf tätig. Auch wenn ich das kommunistische Programm nicht mehr verfolge: Das Ideal einer gerechten Gesellschaft ist mir geblieben und die rebellische Renitenz bringe ich gern in meine Stadtratstätigkeit ein.

Anfang der 80er Jahre habe ich in Offenburg ein Solidaritätskomitee für die polnische Gewerkschaft Solidarnosc mit gegründet, habe im AK Frieden mitgearbeitet und bin dann zu den Grünen gestoßen. 1986 bis 89 war ich schon mal im Gemeinderat und jetzt wieder seit 1999.

StefanBoehm3Ich bin Mitglied im Ausschuss für Schulen und Sport und im Integrationsbeirat. Und ich habe die große Ehre, als Oberbürgermeisterin-Stellvertreter Frau Schreiner bei gesellschaftlichen Anlässen wie z.B. der Eröffnung der Rassehundeausstellung, dem Start des Eisweinlaufs etc zu vertreten. Im Bereich Schulpolitik , kinderfreundliches Offenburg, Integration von Minderheiten in eine bürgerfreundliche Stadt liegen auch einige meiner Schwerpunkte: Wohnungsnahe Erlebnisräume für Kinder, gute Schulen, Schulgärten. Es gibt ein paar Erfolge meiner Tätigkeit, über die ich mich besonders freue: Die Kinderuniversität an der Hochschule ist auf meine Initiative zurückzuführen; die Einladung an ehemalige Zwangsarbeiter; der Erhalt des Kirchwegs; die jetzt durchgesetzte unbefristete Einstellung von Erzieherinnen habe ich jahrelang gefordert, in Hildboltsweier konnte ich zur Lärmminderung am Schießplatz beitragen. Und natürlich schmelze ich dahin, wenn Schulinder auch heute noch begeistert mein Käfersberglied singen.

Privat freue ich mich über meine Familie, über gute Freundschaften und nette Nachbarn in der Dachsteinstraße.

Ich bin ab und zu immer noch Hobbyzauberer, suche in meinem privaten Garten die friedliche Koexistenz mit einer Hornissensippe, singe laut und falsch zur Gitarre, betreibe zusammen mit Mechtild Fuchs das Querbeetsingen, wandere und fahre gern mit der Rhätischen Bahn nach Maloja im Engadin.

Ich will meinen Lehrerjob so ordentlich machen, dass meine SchülerInnen oder deren Eltern sagen, es hätte sie lehrermäßig auch schlechter treffen können.

Mein Offenburger Tunnellied drückt nicht nur meine, sondern die Hoffnung vieler OffenburgerInnen aus:

Vorspann

Vor 160 Jahren nutzten die Badener schon
die Vorzüge der Eisenbahn für ihre Rebellion.

Die Revoluzzer setzten die Gleichheit unter Dampf
und fuhren auf dem Heckerzug in den Freiheitskampf.

Später war die Arbeit der Bähnler lang und hart.
Lokführer, Heizer, Schlosser sorgten für sich’re Fahrt.

Die Eisenbahn hat Lohn und Brot nach Offenburg gebracht.
Dass sie nun unsere Stadt bedroht – wer hätte das gedacht!?

 

1. Von Offenburg bis Basel wird’s bald richtig laut,
wenn die Bahn nach ihrem Plan die neuen Gleise baut.

Doch soll man nicht vergessen, was die Geschichte lehrt:
Wenn’s Volk nicht will, dann ist ein Plan von oben nicht viel wert.

Refrain:

Wir stellen das Signal auf Rot. Wer schweigt, der erntet Krach.
Nur wenn die Stadt zusammenhält, denken andere nach.

2. Von Hamburg durch die Alpen und bis zum Mittelmeer
brummt und stinkt und rollt und wächst der Güterlastverkehr.

Bevor das Klima vollends kippt, muss diese Last auf’s Gleis.
Doch wo’s Gleis läuft, bestimmt die Bahn – weil sie’s am besten weiß.

Ref.

3. „Wir zaubern eine Trasse“, verspricht die Bahn-AG,
„die hört niemand, die stört niemand, die tut auch niemand weh.

Wir werden eine schöne Wand zum Schutz der Bürger baun.“
Wen’s nicht umhaut, wenn er drauf schaut – den packt das kalte Grau‘n.

Ref.

4. Wir wollen eure Trasse nicht, die Wand nicht, nicht den Lärm.
Der geht uns auf die Nerven und schlägt uns aufs Gedärm.

Wir wollen einen Tunnel. Und da fährt mit Gebraus
der Zug am einen Ende rein am andern wieder raus.

Ref.

5. Bei Tunnelbohrungswünschen wirkt die hohe Politik
zuweilen recht verbohrt und kriegt einen Tunnelblick.

„Ein Tunnel ist zu teuer. Die Kassen sind geleert“,
so heißt es. Doch wir fragen: „Was ist der Mensch euch wert?“

Ref.

6. Von Offenburg bis Basel wird’s bald richtig laut,
weil sich über’m Plan der Bahn ein Krach zusammenbraut.

Wir haben nicht vergessen, Einigkeit führt zum Ziel.
Und stellt die Obrigkeit sich stur – dann klingt’s wie einst in Wyhl.

Refrain

Auf welcher Seite stehst du, he?! Hier wird ein Gleis besetzt.
Hier schützen wir uns vor dem Krach, nicht morgen, sondern jetzt.

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